Tallinn 25. – 26. Juni

Die Tallinnlink bietet eine Nachtfähre mit Abendessen und Frühstck. Diese nehmen wir, somit ist das Hotelzimmer auch gleich dabei. Auf dem Weg zum Campingplatz treffen wir ein Schweizer, der ebenfall bereits zwei Monate unterwegs ist.

Die Hauptstadt von Estland ist bereits im 13. Jahrhundert erwähnt. Uns erwartet eine schmucke historische Altstadt, voller Restaurants und Souvenierläden. Es werden neben dem vielen Kitsch schöne Textilien aus Leinen und Wolle angeboten. Die Stadt ist voller Touristen. Im Hafen steht ein Kreuzfahrtschift das 2500 Passagiere ausgeladaen hat. Wir bummeln bei schönstem Sonnenschein durch die Altstadt.

 

Helsinki 23. – 24. Juni

Damit uns die geplante Zeit reicht, kürzen wir wie gelant ein Stück ab, indem wir von Rovaniemi mit dem Nachtzg nach Helsinki fahren. Die finnischen Züge sind sehr komfortabel. Buchen konnten wir direkt am Automaten mit Schlafabteil und Velos. Da könnten SBB und ÖBB etwas dazu lernen.

In Helsinki sind wir mit dem Velo unterwegs. Die Radwege sind perfekt. So können wir viel entdecken. Beispielsweise finden wir im Osten der Stadt ein riesiges Neubauquartier wie in Hamburgs Speicherstadt. Die Finlandiahalle ist sehr eindrücklich.  Beim Stadtbumel entdecken wir auch sehr viele Jugendstil Bauten.

Wir treffen beim Rundgang auf die Werft der Eisbrecher. Diese werden jeweils für den kommenden Winter wieder startklar gemacht. Es ist wichtig für die Versorgung von  Finland, dass das Hafenbecken und eine Wasserstrasse dazu den ganzen Winter über eisfrei gehalten werden kann. Daher wird grossen Wert auf den einwandfreien Zustand der Eisbrecher gelegt.

Weil am 23. Juni Mitsommer gefeiert wird, herrscht Ausnahmezustand. Die Einheimischen sind drei Tage in ihren Wochenendhäusern auf dem Land. Läden und die meisten Restaurants sind geschlossen. Nur die Touristen sind da. Auf der Insel Seurasaari findet das traditionelle Mitsommerfest statt, das wir besuchen. Jedes Jahr heiratet ein junges Paar an diesem Tag in der Kirche auf der Insel Seurasaari und führt dann den Hochzeitstanz vor. Dieser Brauch stammt aus der sämischen Kulur. Nach Ritualen und Tänzen werden am Ufer verschiedene Feuer entzündet. Das grösste vom Hochzeitspaar. Dunkel wird es natürlich nicht.

 

Karasjok bis Rovaniemi 17. – 22. Juni

Früh morgens verlassen wir Karasjok und damit Norwegen. Es ist perfektes Velowetter, nicht zu heiss und kein Regen. Nach 20 km überqueren wir die Tana und gelangen nach finnisch Lappland genannt Lappi. Kontiunierlich ändert sich die Landschaft. Geht von der Tundra mit Birken in ein Mischwald Birken Föhren über. Der Waldboden ist mosig und überall liegt noch Wasser. Die Schneeschmelze ist noch nicht lange vorüber. Erst im Juni wird es hier überhaupt über Null Grad. Vor Inari finden wir an einem See einen idyllischen Platz zum Zelten und ein Feuer zu entfachen, gegen die ersten Mücken und einfach so, weil feuern lustig ist. Schade dass wir keine Würste dabei haben. Der nächste Laden ist auch nicht gleich um die Ecke. Den Einkauf für drei Tage haben wir noch in Karasjok gemacht. Überraschenderweise finden wir dann in Inari am Sonntagmorgen eine offene Tankstelle mit Lebensmittelladen. So kaufen wir wenigstens für den nächsten Tag Würste.

Nun folgen wir die nächsten 195 km einer einsamen Strasse durch Wald und über Weiden. Diese Strecke ist teilweise ungeteert. Es gibt nach 120 km in Pokka eine Tankstelle mit Restaurant. Reicht es bis dahin? Die Strecke ist sehr schön, führt durch Wälder und über eine Hochebene, wo offenbar der Wind im Winter gröber bläst. Neben der Strasse gibt es einen markierten Schneemobiltrail über die ganze Strecke.  Es beginnt mittags wieder zu regnen. Wir erreichen die Bar und können da etwas trocknen und unsere Wasserflaschen füllen. Dabei erfahren wir, dass im Winter Minustemperaturen von – 46° jedes Jahr vorkommen. Prrr! Nach einigen Kilometern finden wir im Wald einen Schlafplatz. Markus schafft es trotz Regen ein Feuer zu entfachen, damit wir nun wirklich Würste braten können. Es regnet die ganze Nacht durch, hört am Morgen zum Glück wieder auf. Erst um zehn gehts weiter. Nach weiteren 70 km erreichen wir wieder die Zivilisation. Die Vegetation wird üppiger, mit hohem Gras und Blumen am Strassen rand. Die Häuser werden häufiger, so alle fünf Kilometer eines.

Plötzlich landen wir in einem Skiort, Levi. Da errinnern wir uns; von hier wurden auch schon Langlaufrennen im Fernsehen übertragen. In Kittilä finden wir einen schönen Campingplatz am Fluss und dürfen die Abendsonne geniessen.

Nach einer weiteren Wildcampingnacht am Ufer des breiten Flusses Ounasjoki erreichen wir Rovaniemi. Dies ist die Haupstadt von finnisch Lappland. Es gibt ein architektonisch interessantes Museum, wo wir in einer Ausstellung viel über die Geschichte der Gegend erfahren. Rovaniemi ist ein Zentrum der Holzindustrie. Das konnten wir unterwegs bereits spüren. Es donnerten unterwegst oft hoch gefüllte Holztransportlaster an uns vorbei und das mit 100 km/h. Nicht gerade angenehm.

 

Honningswag bis Karasjok 12. – 16. Juni

In Honningswag gehen wir wieder an Bord des Hurtigruten Schiffes, um eine Nacht lang bis nach Vadso zu fahren. Das Schiff fährt bis Kirkenes. Bis zum Morgen werden rund um die Halbinseln Nordkinnhalvoya und Varangerhalvoya sechs Häfen angefahren. Jedesmal treffen wir ein Dorf mit den typischen Hafenbauten, die auf Pfählen stehen. Dazu angeordnet sind eine Anzahl farbiger Einfamilienhäuser mit Giebeldächern. Uns erstaunt von was die Menschen da leben, ausser vom Fischfang. Im Samenbesucherzentrum von Karasjok erfahren wir mehr. Die Samen, welche mit den Rentieren herumzogen, hatten Tauschhandel mit den sesshaften Fischern des Nordens.

Vadso ist ein schmuckes Dorf mit markantem modernem Kirchturm.

Ein letztes Mal gehts einem Fjord (Varangerfjord) entlang. Danach queren wir den Fluss Tana. Diesem Flusslauf folgen wir 180 km bis nach Karasjok. Es ist eine einmalig schöne Landschaft. Die Temeratur ist über 10°. Da explodiert die Natur, in einem Tag sind die Wälder grün. Der Fluss Tana, Grenzfluss zwischen Norwegen und Finland, entwässert ins Polarmeer. Es ist eines dieser Gewässer in dem die Lachse zum Laichen hochsteigen. Daher sehr beliebt zum Fischen.

Karasjok ist eines der drei wichtigen Samenstädtchen. Hier tagt das Samenparlament in einem modernen Bau, dessen Architektur an die samische Kultur anlehnt. Es gibt eine Schule die neben den üblichen Fächern auch Rentierzucht lehrt.

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Nordkapp 11. Juni

8.45 fährt unser Schiff (Hurtigroute) so genau wie ein Zug der SBB ein. Mit einem klangvollen Horn kündet sich das Postschiff an, fährt präzise in die Hafenbucht und wendet elegant. Danach legt das Schiff an. Gleichzeitig beginnen sich auf der Anlegeseite wie von Geisterhand vollautomatisch Klappen zu öffnen: Eine mit Steg für Autos, Velos und weitere Fracht. Daneben eine kleinere Klappe mit Lift und Förderband ebenfalls für Fracht. Dahinter sind Liftanlagen, die sich genau nach Wasserstand der Landebrücke anpassen. Etwas weiter vorn öffnet sich eine weitere schmalere Klappe und ein zusammenklappbarer Steg faltet sich auf. Seitlich neben dieser Passagierklappe ist die Digitalanzeige mit Station und Abfahrtszeit. Pünktlich um 9.15 fährt das Schiff weiter nach Honningsvog. Wir fahren mit, damit wir den berüchtigten Tunnel unter dem Meer durch (6 km mit je 9% ab und auf) und einen zweiten 9 km langen Tunnel umgehen können. Eine elegante Lösung. Bei strahlendem Sonnenschein, die Füsse hochgelagert mit einem Kaffee lassen wir die schöne Landschaft vorüber gleiten.

Zwei Stunden später sind wir bereits in Honningsvog. Jetzt heisst es wieder trampen. Es sind noch 35 km bis zum Nordkapp mit vielen Höhenmetern auf und ab. Dazu einmal mehr starker Gegenwind. Aber wir schaffen das und mit uns auch noch ein paar weitere Velofahrer. Natürlich überholen und dauernd Reisecars, Camper und PW`s. Es gibt auch ein Kursbus. Man könnte mit ÖV zum Nordkapp. Wir haben unser Etappenziel erreicht. Zum Glück bei schönem Wetter. Nun gehts weiter wieder Richtung Süden.

Tromso – Havoysund 6.- 11. Juni

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage sieht endlich besser aus. Es soll schön und vor allem wärmer werden. Bis zum Nordkapp werden wir noch fünf bis sechs Tage benötigen. Ob das reicht?

Dienstag Morgen früh radeln wir wieder los. Wir haben uns angewöhnt, so um fünf bis halb sechs aufzustehen, damit wir zwischen halb sieben und sieben los fahren können. Der Verkehr ist um diese Zeit weniger dicht. Vorallem fehlen die vielen Camper. Tatsächlich, am Dienstag ist es noch bewölkt, danach folgen zwei strahlend schöne und wolkenlose Tage mit Temperaturen bis zu 18°. Das gibt Fotos. Jeden Tag fahren wir 100 km mit mindestens zwei wenn nicht drei Pässen. In Alta wollen wir den Campingplatz nutzen. Der Preis ist allerdings doppelt so hoch wie überall sonst. Dafür gibt es kein ebenes Plätzchen zum Zelt aufstellen. Nein da gehen wir wieder und finden auch gleich ein km weiter ein schönes Strandplätzchen. Am vierten Tag starten wir erneut mit einem Pass. Danach die Überaschung. Ab Passhöhe ändern die klimatischen Bedingungen, es wird kalt. Plötzlich sind wir in Nebel gehüllt. Ein eisiger Wind bläst. Am Tag fünf ab Tromso fahren wir nach Havoysund wieder 91 km und drei Pässe, dazu bläst ein sehr kalter Wind mit einer Geschwindigkeit bis 43km/h. Es ist nur noch 4°. Die Strecke von Olderfjord nach Havoysund ist trotzdem einmalig schön, zudem kaum Verkehr. In Havoysund finden wir bei diesen Bedingungen keinen geeigneten Platz um wild zu campieren. Wir übernachten ausnahmsweise im Hotel. Morgen Sonntag nehmen wir das Hurtigroutenschiff nach Hanningvag. Ab da radeln wir gleichentags zum Nordkapp.

Tromso 3. – 6. Juni

Drei Tage Tromso – ausruhen und ausschlafen – Wäsche waschen und Fotos aussortieren – Bekannte treffen und Stadt besichtigen – vom Pech getroffener Wegbegleiter verlieren. Der gemütliche Aufenthaltsraum des Tromser Campingplatzes eignet sich perfekt. Auch das Internet funktioniert hier mal richtig. Weil wir über Pfingsten hier sind kommen wir nicht in Versuchung in einem Sportgeschäft Geld auszugeben. Dafür entdecken wir rechtzeitig das Angebot für ein Miternachtskonzert in der modernen Kathedrale. Es war ein wundervolles Konzert.

Am Montag treffen wir Jonny ein hier wohnhafter Norweger. Er fährt uns mind. zwei Stunden rund um Tromso und erzählt dazu viel von früher, wo Tromso noch ein Dorf war und alle einander kannten. Er war soeben noch auf Skitour, weil der Frühling dieses Jahr aussergewöhnlich spät kommt. Wir sitzen im Cafe, essen zusammen Lunch und danach spazieren wir bei Regen durch den Botanischen Garten. Diese Anlage ist ein ruhiger Ort in der Stadt. Die hier gezeigten Pflanzen kommen aus aller Welt von überall dort wo die klimatischen Bedingungen ähnlich sind wie in Tromso, kalt, windig, lange Winter.

 

 

Lofoten – Senja – Tromso 27. Mai bis 3. Juni

Unsere Route führt mit der Fähre von Bodo hinüber auf die Lofoten und Vesterälen.0001__DSF4322.jpg Hier erleben wir eine stürmische, regnerische erste Nacht auf dem Camping. Der folgende Tag (Sonntag) ist wunderschön, richtiges Fotowetter. Die Besichtigung des südlichsten Dorfes A, ein historisches Fischerdorf, ist die Zusatzschlaufe mit dem Velo wert. Hier sind die Häuser zum Teil auf Pfählen im Wasser und gedeckt mit Steinziegeln. Typisch sind hier auch die Fischtrocknungsanlagen für den Stokfisch. Die hiesige Bevölkerung lebt teiweise vom Fischfang (Januar bis März) und Tourismus.

Wir entdecken eine historische Bäckerei. Den Kaffe mit feinem noch warmem Hefegebäck (gefüllt mit einer Mischung aus Kardamon, flüssiger Butter und Zucker) mundet uns sehr. Überhaupt essen wir, was uns gerade gelüstet. Auf die Linie müssen wir nicht schauen, da uns Gegenwind, Regen, Schnee und Trampen einiges abverlangen. An diesem Tag ist es der Wind, so dass wir nur 45 km fahren.

Die folgenden Tage sind geprägt vom kaltem und wechselhaftem Wetter; Graupelschauer, Schneeregen, Regen, Wind und Sonne.

Inzwischen wissen wir, was anziehen. Es sind folgende Schichten: Velohose, Beinlinge, ev. lange Unterhose darüber, Wollsocken, Unterleibchen (ODLO), wollenes Langarmleibchen, zusätzliches Leibchen, Wollpullover, Regenjacke und Regenhose, Buff für den Hals, zweites Buff für den Kopf unter dem Helm, Helmüberzug, warme Schuhüberzüge, darüber Regenschuhüberzüge, Handschuhe (abwechselnd zwischen warmen Winterhandschuhen und Gummihandschuhen mit dünnen Fingerhandschuhen).

Ein paar Eindrücke von der Halbinsel Senja. Nach einer sehr turbulenten Überfahrt mit der Fähre von Andenes nach Gryllejord regnet es an diesem Tag nicht, dafür sind drei Pässe zu bewältigen. Schliesslich erreichen wir die 20.00 Uhr Fähre in Botnhamn noch. Danach wunderschönes Wildcamping. Beim Losfahren sehen wir Rentiere. Bis Tromso ist nochmals ein anständiger Pass zu bewältigen. Zuoberst treffen wir viele Skitourenfahren die erst um den Mittag starten. Das macht hier nichts.

Lofoten

andenes_Tromso